Remo F. Roth

Dr. oec. publ., Ph.D.

dipl. analyt. Psychologe (M.-L. v. Franz)


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© copyright 1994 by Pro Litteris, Zurich and Remo F. Roth, Horgen-Zurich


 

Einige Gedanken über die Beziehung der

Psychologie C.G. Jungs

zur Quantenphysik und zur Psychosomatik

 

Vortrag in Rom anlässlich der Präsentation des

Buches I Cercatori di Dio (Die Gottsucher) am 14. Oktober 1994

 

Motto:

"Es gibt keinen Gott,

und Paul Dirac ist sein Prophet"

(Wolfgang Pauli)

 


Inhalt:

1. Die wesentlichsten Inhalte der Gottsucher

2. Die Kappa-Synchronizität und die "negative Energie" Paul Diracs

3. Die archetypische Psychosomatik


 

Sehr geehrte Damen und Herren 

Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, meine Ausführungen über mein Buch Die Gottsucher anzuhören. Anschliessend möchte ich Ihnen aber gleich am lebenden Beispiel zeigen, wie ich die darin hergeleiteten neuen Ideen auf mich selbst und auf meine schöpferische Tätigkeit anwende. Ich werde Ihnen somit eine Synchronizität aus meinem eigenen Leben erzählen und deuten. Derart werden Sie sehen, wie mich das vorbewusste Wissen der objektiven Psyche (des kollektiven Unbewussten C.G. Jungs) auf die Spur zu diesen für mich atemberaubenden neuen Entdeckungen führte. Über diese, welche ich in meinem soeben in Deutsch erschienen neuen Buch Hat AIDS einen Sinn? erläutert habe, möchte ich Ihnen dann in einem letzten Teil Bericht erstatten.

  

 

 

1. Die wesentlichsten Inhalte der Gottsucher

 

1.1. Das Gottesbild der Mystik und das synchronistische Bewusstsein

Das Ihnen heute in der italienischen Übersetzung vorliegende Buch knüpft bei den Ideen und Taten machtbesessener christlicher Dogmatiker an, welche die schöpferischen Ideen der Gnostiker und Mystiker verdammten und ihre Schriften verbrannten (Irenäus von Lyon, 170 n. Ch.). Aber wie der Lauf der Geschichte zeigt, setzten sich diese Ideen im Untergrund dennoch durch. Sie erlebten ihre erste Blütezeit in der Alchemie des Mittelalters und wurden nun am Ende des christlichen Aeons, relativ gleichzeitig jedoch unabhängig voneinander - somit also in eine historische Synchronizität eingebettet - von C.G. Jung für seine Psychologie und von der Quantenphysik wiederentdeckt.

Doch beginnen wir vorne: Die offiziellen Vertreter des Christentums, die Päpste und Kirchenväter, hatten gegen Ende des vierten Jahrhunderts die Trinitätsidee definitiv formuliert: Gott bildet darin eine Dreieinigkeit, in welcher die drei Personen dieser Trinität, Gottvater, Gottsohn und der Heilige Geist, wesensgleich sind. Dies bedeutet modern ausgedrückt, dass die Kirchenväter erkannt hatten, dass das Gottesbild als ein energetisches Prinzip formuliert werden muss.

Da nun aber das Dritte nur aus der Vereinigung der Gegensätze des Einen und des Anderen entstehen kann, ergibt sich von einem qualitativen Standpunkt aus die zwingende Aussage, dass dieses Dritte und damit die Trinität auch eine ambivalente Zweiheit darstellen muss. Diesen notwendigen qualitativen Schritt konnten die Kirchenväter nicht mehr vollziehen und sie wehrten sich mit allen ihnen zu Verfügung stehenden Machtmitteln gegen die Anerkennung der Ambivalenz des Gottesbildes. Ihr drittes Prinzip, der Heilige Geist, wurde daher zu einer rein geistigen Angelegenheit, sein dunkler Materieschatten wurde verdrängt. Doch diese Definition der Trinität Gottes steht im Gegensatz zum ursprünglichen, vorbewusst im Menschen angelegten Bild Gottes. In diesem wird der qualitative Aspekt des Dritten, das heisst seine ambivalente Zweiheit, mit berücksichtigt.

Diese Unfähigkeit der Kirchenväter, die von den Gnostikern vertretene, vorbewusst gegebene Definition des Gottesbildes anzuerkennen, bewirkte, dass sich in der Geschichte des Christentums diese ambivalente Zweiheit und damit der Schatten des Heiligen Geistes unbewusst durchsetzte. Erster Höhepunkt dieser Entwicklung bildet die Alchemie, deren Symbol Mercurius eine ausgesprochene ambivalante Zweiheit darstellt. Mercurius ist hell und dunkel, gut und böse, Geist und Materie - kurz: eine Vereinigung der Gegensätze.

Da die Kirchenväter das christliche Gottesbild bereits in eine Trinität ausdifferenziert hatten, war es nun nicht mehr möglich, sich Gott, wie es die frühchristlichen Gnostiker noch taten, als eine ambivalente Vater-Mutter-Gottheit vorzustellen. Das post-trinitarische Gottesbild muss daher sowohl die Trinität als auch die ambivalente Zweiheit des Göttlichen berücksichtigen. Daher drängt sich ein Gottesbild auf, welches dem Strukturprinzip einer Doppel-Trinität entspricht, das Siegel Salomos, auch Davidstern genannt (der gemäss Gershom Sholem erst relativ spät und mit christlichem Gedankengut vermischt als Symbol im Judentum auftaucht).

Eben dieses Gottesbild tauchte nun in der Mystik des Christentums immer wieder auf. Vor gut 500 Jahren, zu Beginn der Renaissance, im Schweizer Mystiker Niklaus von Flüe, wenig später dann in der Alchemie des Paracelsus und in der Mystik des Deutschen Jakob Böhme. Es findet sich aber auch in der jüdischen Kabbalah, in der sufischen Mystik des Islam und in der Mystik des Hinduismus und des Buddhismus, im Tantrismus. In allen diesen fünf Weltreligionen symbolisiert es das "vereinigende Symbol" (C.G. Jung) der innergöttlichen Gegensätze, und es findet sich ausnahmslos im menschlichen Herzen, dem Ort der mystischen Beziehung zu Gott.

In der christlichen Mystik kompensiert dieses Siegel Salomos das rein geistige, von jeglicher Verhaftung an die Materie losgelöste Gottesbild des dogmatischen Christentums. In ihm vereinigen sich Geist und Materie in der von C.G. Jung entdeckten "objektiven Psyche". Es stellt gleichzeitig auch das Symbol des Zentrums der objektiven Psyche (des kollektiven Unbewussten), des von C.G. Jung so genannten Selbst dar, welches dem im Menschen latent vorhandenen, natürlichen und vorbewusst gegebenen Gottesbild entspricht. Daher stand es in der Alchemie stellvertretend für das Opus (das alchemistische Werk) und für dessen Ziel, den Lapis (den Stein).

Wie ich in meinen Gottsuchern zudem nachgewiesen habe, löst die qualitative Betrachtung des Dritten und damit dieses Siegel Salomos zugleich das berühmte Axiom der Maria Prophetissa der Alchemie: "Aus eins mach zwei, aus zwei mach drei, und das Eine des Dritten ist das Vierte". In einem von Marie-Louise von Franz so genannten retrograden Prozess wird das Dritte auf seine inhärente qualitative Zweiheit und auf die Einheit rückbezogen, woraus das Vierte des Siegels Salomos mit seiner doppeltrinitarischen Struktur entsteht.

Dieses Vierte des Siegels Salomos bildet die Vereinigung der geistigen und der materiellen Trinität des Gottesbildes. C.G. Jung hat in seinen späten Jahren erkannt, dass hinter der künstlichen Trennung der Welt und des Gottesbildes in Geist und Materie eine Einheitswelt liegen muss, zu deren Charakterisierung er den mittelalterlichen Begriff des unus mundus verwendete. Dieser stellt eine potentielle Realität vor der Schöpfung dar, in welcher die Ideen des Schöpfergottes für Neuschöpfungen gespeichert sind. Das Mandala stellt den tiefenpsychologischen Aspekt des unus mundus dar. Den empirischen und parapsychologischen Ausdruck dieser potentiellen Realität vor dem Schöpfungsakt (des unus mundus) bildet die von C.G. Jung entdeckte Synchronizität. Wie Marie-Louise von Franz in ihrem Vorwort zu meinen Gottsuchern schreibt, verhält sich nämlich im Synchronizitätsphänomen die innere Welt, wie wenn sie aussen wäre, und die äussere, wie wenn sie innen wäre. Die Synchronizität gehört also mit Notwendigkeit zum neuen, doppel-trinitarischen Gottesbild. Sie enthält die neuen schöpferischen Ideen der wissenden göttlichen Instanz, welche der Mensch durch Beobachtung und Deutung dieser parapsychologischen Ereignisse befreien und an das bewusste Wissen anschliessen muss.

Damit Synchronizitäten durch das menschliche Bewusstsein beobachtbar werden, muss dieses sich vorerst wandeln. Es muss seinen Standpunkt der extravertierten durch jenen der introvertierten Beobachtung ergänzen. Derart bekommt auch das Bewusstsein einen doppelten und ambivalenten Aspekt: Es sieht und hört gleichzeitig nach aussen und nach innen. Empirischer Ausdruck dieser Haltung ist die Beobachtung und schriftliche Fixierung der Träume. Des öfteren wird ein Mensch, welcher sich diese Gewohnheit zu eigen gemacht hat, dann sehen, dass nach gewissen Träumen äussere Ereignisse eintreten, welche sinngemäss mit dem Trauminhalt übereinstimmen. Die Extrahierung des Sinnes solcher Synchronizitäten befreit dann das in der potentiellen Schöpfungsrealität des unus mundus verborgene "Kind". Im Sinne einer creatio continua ist dank dem Bemühen des Menschen die potentielle Neuschöpfung realisiert worden, welche die Einstellung des Bewusstseins, manchmal aber auch jene des Kollektivs, wandelt (der sogenannte Paradigmawechsel).

Dieses neuartige, von mir "synchronistisch" genannte Bewusstsein ist seit mindestens 500 Jahren, nämlich seit Niklaus von Flüe, konstelliert. Doch die Entwicklung lief vorerst in eine andere Richtung: René Descartes führte die scharfe Trennung von Geist und Materie, von Innen und Aussen ein, deren katastrophale Auswirkungen sich heute immer deutlicher zeigen. Auch die Naturwissenschaft schloss sich dieser Entwicklung an und folgerte, dass Wissenschaftlichkeit mit Notwendigkeit mit der Beobachtung des Aussen verbunden sein und von der inneren Verfassung des Beobachters abstrahieren muss. Ihr Standpunkt ist daher rein extravertiert, Introversion und Introspektion haben darin keinen Platz.

 

 

1.2. Das neue Gottesbild erscheint in der Quantenphysik

In den frühen Zwanzigerjahren dieses Jahrhunderts bahnte sich in der Physik nach der ersten Revolution durch Einsteins Relativitätstheorie eine zweite an: Die theoretischen Physiker Max Planck, Niels Bohr, Werner Heisenberg, Wolfgang Pauli, Paul Dirac und andere entwickelten die revolutionären Theorien der Quantenphysik, welche alle empirisch bestätigt werden konnten. Im Verlaufe einiger weniger Jahre tasteten sich diese Physiker in einem atemberaubenden Prozess langsam zu dieser Theorie vor, wobei sie viele Dogmen der klassischen Physik über Bord werfen mussten. Im Jahr 1927 legte Niels Bohr schliesslich in Italien, in Como nahe der Schweizergrenze, die nach seinem Lehrstuhl benannte Kopenhagener Deutung der Quantentheorie vor, die heute noch gilt.

In meinen Gottsuchern zeige ich, dass in diesen Theorien der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts an einem völlig unerwarteten Ort die ganze verdrängte und daher in der unbewussten Latenz verharrende Problematik der Wandlung des Gottesbildes wieder auftauchte. (vgl. auch Synchronicity Quest ).

Da diese Theorien der Quantenphysik dazu dienen, die Atombomben und die Atomkraftwerke zu bauen, da sie auch hinter der Computer- und der Lasertechnik stehen, scheint mir die Diskussion der obigen Trinitäts- und Doppeltrinitäts-Problematik weit mehr als eine akademische Diskussion unter Theologen und Tiefenpsychologen zu sein. Denn wie wir gleich sehen werden, steht das Siegel Salomos einerseits hinter den Elementarteilchen des Atomkerns, andererseits aber auch hinter der Atomkraft (starke Wechselwirkung), welche neben der Radioaktivität in Atombomben und Atomkraftwerken freigesetzt wird. Für mich bildete daher der Abschluss meines Manuskriptes über diese Problematik kurz vor der Katastrophe von Tschernobyl (26.4.86) eine historische Synchronizität, welche mir zeigte, welche Selbstvergottung und welchen Frevel wir mit der Anwendung dieser Technik begehen. Ich verstehe mein Buch daher auch als ein tiefenpsychologisches Argument gegen die gesamte Nukleartechnik.

Doch wie und warum finden die Physiker in ihren Spekulationen der Quantenphysik eben dieses neue Gottesbild in der Materie wieder, welches dem Siegel Salomos oder einem seiner Aequivalente wie dem Radbild des Niklaus von Flüe entspricht? Um diese Fragen zu beantworten, musste ich mir vorerst eine andere stellen: Was tut der Physiker denn eigentlich vom tiefenpsychologischen Standpunkt aus gesehen?

Die empirischen Nachweisinstrumente für die Theorien der Quantenphysik, die Erkenntnisinstrumente der Physiker, sind der Beschleuniger und die Blasenkammer (heute die Speicherringe und die Detektoren). Im Beschleuniger, in welchem ein fast totales Vakuum herrscht, werden, wie der Name dies sagt, Elementarteilchen, beispielsweise Protonen, beschleunigt und derart mit sehr viel Energie versehen. Diese beschleunigten Elementarteilchen werden dann in die Blasenkammer gelenkt. Diese enthält flüssigen Sauerstoff, welcher knapp unter dem Siedepunkt gehalten wird. Darin kollidieren nun die beschleunigten Teilchen mit einem Proton oder einem Neutron eines Sauerstoffatoms. Die hohe Energie bewirkt, dass diese Teilchen sich derart gegenseitig selbst zerstören, wobei neue Teilchen entstehen.

Notwendige Voraussetzung für die Erzeugung neuer Elementarteilchen bildet somit der Beschleuniger. Dieses technische Meisterwerk zeichnet sich dadurch aus, dass es die einmal darin gefangenen Teilchen nie wieder an die Aussenwelt freigibt. Psychologisch gesehen bedeutet dies, dass der Beschleuniger die totale Introversion symbolisiert. Das fehlende introvertierte Bewusstsein des Physikers erscheint somit symbolisch gesehen im Beschleuniger wieder. In diesem herrscht zudem ein fast hundertprozentiges Vakuum. Dieses wiederum entspricht symbolisch gesehen dem Prozess der introvertierten Meditation und Aktiven Imagination, in welchem man sein Bewusstsein entleert (Vakuum!), um anschliessend die Bilder aus der objektiven Psyche wahrzunehmen. Der Beschleuniger symbolisiert somit die introvertierte Beobachtung der Träume und die meditative Technik der Aktiven Imagination, welche die notwendige Voraussetzung für die Beobachtung von Synchronizitäten darstellen.

Da die Physiker diesen introvertierten Teil des erkennenden Bewusstseins und dessen Aktivitäten nicht als Erkenntnisinstrument anerkennen können, kamen sie auf die Idee, eine Maschine zu bauen, die auf der konkreten äusseren Ebene genau diesem Sachverhalt entspricht (= unbewusste Projektion eines psychischen Tatbestandes in die Aussenwelt). Wenn man bedenkt, dass das Kernforschungszentrum CERN in der Nähe von Genève schon vor der Inbetriebnahme des riesigen LEP-Speicherringes Elektrizität in der Grössenordnung der Stadt Genève verbrauchte, sieht man, dass die Rücknahme der Projektion des introvertierten Bewusstseins in den Beschleuniger auch einen praktischen Beitrag zum ökologischen Umgang mit den natürlichen Ressourcen darstellen würde.

Eines der wichtigsten theoretischen Resultate der empirischen Beobachtung der Zerstörungs- und Neuschöpfungsprozesse im Beschleuniger und seiner zugehörigen Blasenkammer war die Formulierung des sogenannten Quark-Modells von Murray Gell-Mann im Jahre 1964.

Er erkannte - übrigens gleichzeitig mit aber unabhängig von George Zweig - , dass sich sehr viele Elementarteilchen als Kombination von noch kleineren Teilchen, den von ihm so genannten Quarks und Antiquarks, darstellen lassen. Im einfachsten Modell, welches die stabilen und langlebigen Elementarteilchen erklärt, finden sich drei Quarks, welche zur Materiewelt gehören, und drei sogenannte Antiquarks als Vertreter der sogenannten Antimateriewelt. Auf diese seltsame Antimateriewelt werden wir später zurückkommen.

[Ergänzung vom 10.5.2002: Mir wird von Physikern immer wieder entgegen gehalten, dass dieses einfachste Modell schon längst durch jenes mit sechs Quarks und Antiquarks ersetzt worden sei. Dazu ist zu bemerken, dass das Modell mit drei Quarks und drei Antiquarks historisch gesehen vor jenem einzuordnen ist. Betreibt man eine qualitative Forschung, muss dieser Umstand berücksichtigt werden. Die restlichen drei Quarks und Antiquarks beschreiben zudem höherenergetische Zustände.

Diese qualitative Ansicht bedeutet auch, dass das dritte Quark, das strange (bzw. das antistrange) nicht nur einen höheren energetischen, sondern einen qualitativ anderen Zustand beschreibt, als die ersten beiden (up und down). Ich habe in den Gottsuchern zu zeigen versucht, dass das strange und das antistrange mit dem Phänomen der Synchronizität C.G. Jungs verglichen werden können. Ebenso dürften die drei folgenden Quarks (charm, bottom, top) ihrerseits qualitativ neuartige Zustände darstellen, deren Bedeutung mir vorläufig erst in Umrissen ersichtlich ist. Ich vermute jedoch, dass charm (dt. Zauber!) und anticharm, die sich im Gegensatz zum strange und antistrange zu einem Elementarteilchen (J/Psi, auch "Gipsy" (!) genannt) verbinden, ganz wesentlich mit dem Pauli-Effekt, d.h. mit dem Phänomen der Makro-Psychokinese zu tun haben. Folgerichtig betrachte ich daher die Makro-Psychokinese als ein Prinzip, das qualitativ gesehen eine Erweiterung der Jungschen Synchronizität darstellt. Meine bisherigen Forschungsresultate zeigen mir, dass das vierte Quark-Antiquark-Paar wahrscheinlich die Grundlage psychophysischer Prozesse im Sinne Wolfgang Paulis und C.G. Jungs darstellt, die ihrerseits nur im Sinne einer nichtlokalen Theorie erklärt werden können.

Strange und charm werden zudem auf zwei sehr verschiedene Arten erzeugt. Während Teilchen, die das strange-Quark enthalten, noch mit Beschleunigern erzeugt werden können, ist der Energieaufwand für die Erzeugung der charm-Teilchen wesentlich höher, so dass Beschleuniger nicht mehr genügen. Die Physiker haben daher die so genannten Speicherringe erfunden, die die Beschleuniger abgelöst haben. In diesen werden Elementarteilchen vorerst in gegenläufigen Kreisen mit immer höherer Energie versehen (analog zu den Beschleunigern), dann aber nicht auf ein Target, sondern auf einander geschossen. Derart lassen sich viel höhere Energien erreichen, womit die Erzeugung der restlichen Quarks möglich geworden ist.

Ein weiterer, wesentlicher Unterschied besteht darin, dass für die Erzeugung von strange nur "gewöhnliche" Elementarteilchen benötigt werden - ein solches wird in die Blasenkammer geschossen, wo es mit einem anderen kollidiert - , während in den Speicherringen Materie mit Antimaterie, meist ein Elektron mit seinem Antiteilchen, dem Positron kollidiert. Qualitativ gesehen besteht der Unterschied zwischen strange und charm also darin, dass im ersten Fall die uns umgebende gewöhnliche Materie zur Erzeugung genügt, im letzteren jedoch die künstlich erzeugte, und nur in den Beschleunigern und Speicherringen "lebensfähige" Antimaterie ebenfalls benötigt wird. ]

Auf dem Hintergrund zweier sogenannter Quantenzahlen, dem Isospin I3 (genauer: dessen 3. Komponente) und der Hyperladung Y, bilden diese je drei Quarks und Antiquarks genau das uns bekannte Siegel Salomos oder den Davidstern (vgl. Abb. oben). Wie bereits erwähnt, setzen sich sowohl die Protonen und Neutronen des Atomkerns, als auch die sogenannten Pionen, d.h. die Träger der Kernkraft, aus diesen Quarks und Antiquarks zusammen. Als Resultat der Vorgänge im Beschleuniger und in der Blasenkammer kommt somit in der Quantenphysik das von mir aufgrund vorbewusster Tatbestände postulierte neue Gottesbild zum Vorschein, und zwar in einem engen Zusammenhang mit der Atomkraft.

Wenn wir uns nun aber die Blasenkammer etwas genauer ansehen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Blasenkammer pulsiert mit einem Rhythmus von 60 Pulsen pro Minute, d.h. ihr Funktionsprinzip entspricht dem Herzen, wobei sogar die Frequenz des Pulses (1/sec bzw. 60/min) mit jenem des menschlichen Herzens während der Meditation übereinstimmt.

Symbolisch gesehen können wir somit sagen, dass derart das Siegel Salomos im Herzen entstanden beziehungsweise sichtbar geworden ist. Dieses Siegel Salomos im menschlichen Herzen, d.h. der introvertierte Kontakt mit den Äusserungen des neuen Gottesbildes (Träume, Synchronizitäten) entspricht aber genau dem Resultat der christlichen, der jüdischen, der muslimischen, der hinduistischen und der buddhistischen Mystik, in welchen ausnahmslos diese Symbolik als Ziel des Prozesses dargestellt wird.

Damit ist aber gezeigt, dass die Quantenphysik die wesentlichen Komponenten dieses mystischen Prozesses der Beobachtung des gewandelten Gottesbildes als Projektion in der Materie wiederfindet, weshalb ich diese erstere als die in die Materie projizierte Mystik der Physik bezeichne. Wie ich in meinen Gottsuchern weiter aufzeige, ist es daher wahrscheinlich, dass auch weitere notwendige Inhalte, welche mit dem neuen Gottesbild verbunden sind, als Phänomene der Quantenphysik wieder auftauchen: Die Kernkraft dürfte - nicht nur phänomenologisch - dem in die Materie projizierten "ursachelosen Angeordnetsein" C.G. Jungs entsprechen, die sogenannte Seltsamkeit (strangeness) dürfte eine Projektion der Synchronizität in die Materie darstellen. Derart findet die Physik, welche bis heute die Notwendigkeit der Erweiterung des wissenschaftlichen Instrumentariums um das Werkzeug der Synchronizität ablehnt, eben diese Synchronizität als Erhaltungssatz der Seltsamkeit in der Materie wieder.

 

 

2. Die Kappa-Synchronizität und die "negative Energie" Paul Diracs

Nachdem ich Ihnen eine Übersicht über die hauptsächlichsten Inhalte meiner Gottsucher gegeben habe, will ich Ihnen nun zeigen, wie eine Äusserung des vorbewussten Wissens dieses neuen Gottesbildes, d.h. eine von mir erfahrene Synchronizität, mich auf meinem Forscherweg weiterführte.

In meinen Gottsuchern war eine Frage offen geblieben, nämlich jene der psychologischen Interpretation der von der Physik so genannten "negativen Energie", auf welche wir später zurückkommen werden. Sie besitzt sehr seltsame Eigenschaften. So bremst sie beispielsweise ein bewegtes Teilchen bis zum Stillstand ab, wenn sie diesem zugeführt wird - physikalisch gesehen eine absurde Idee. Oder sie ist ein Charakteristikum von Teilchen, welche sich schneller als das Licht bewegen. Schon diese Aussagen zeigen, dass der negativen Energie mit den Mitteln der Physik nicht beizukommen ist. Es sollte mein Schicksal sein, den tiefenpsychologischen Hintergrund und das Wesen dieser negativen Energie tiefer zu erforschen.

  

2.1. Das erste Ereignis der Synchronizität

Ungefähr zwei Jahre nach dem Abschluss des Manuskriptes der Gottsucher im April 1986 erlebte ich eine eindrückliche Synchronizität. Das erste Ereignis, der Traum, datiert vom 7. März 1988, das zweite, äussere Ereignis fand 2 Monate und 10 Tage später, am 17. Mai 1988 statt.

Da immer mehr Menschen meine Hilfe beanspruchten, die sozial, ökonomisch und beruflich an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden, entschloss ich mich im Jahr 1986 auch in einer sozialen Institution zu arbeiten, um die tiefenpsychologischen Hintergründe dieses Phänomens genauer zu studieren. Derart kam ich in einen intensiven Kontakt mit drogenabhängigen Menschen. Diese äusserst extravertierte Arbeit erschöpfte mich sehr; nach gut eineinhalb Jahren war ich völlig ausgepumpt und fand kaum noch Energie für meine schöpferische Tätigkeit.

In dieser Situation träumte ich folgenden Traum:

"Ich suche eine neue Arbeit. Mein Problem (bei meiner damaligen Arbeit) scheint zu sein, dass mir mein kleines Pferd davongelaufen ist. Es hat sich einer Herde verwilderter Pferde angeschlossen, worin auch Löwen zu finden sind (welche sich bekanntlich bei genügend grossem Hunger auch an Pferden vergreifen). Es ist also eine sehr gefährliche Situation für mein "hilfreiches Tier" entstanden. Ich suche mein Pferd in dieser wilden Meute, indem ich es bei seinem Namen rufe. Zu meinem Erstaunen heisst es 'Kappa' (griechisch K)."

Als Assoziation fiel mir ein, dass "Kappa" - ich meine damit den griechischen Buchstaben K, der im Deutschen von K ("Ka") unterschieden wird - meines Wissens der einzige Buchstabe des griechischen Alphabets ist, der für die Bezeichnung von Elementarteilchen der Quantenphysik nicht verwendet wird [Gewisse höherenergetische Mesonen werden zwar mit K ("Ka"; engl. "kei") bezeichnet, jedoch nicht mit K ("Kappa")]. Dies enttäuschte mich, hatte ich doch gehofft, weitere tiefenpsychologische Aussagen über die von der Quantenphysik gefundenen Elementarteilchen herleiten zu können.

Die Amplifikation ergab folgendes: Kappa ist der 11. Buchstabe des griechischen Alphabets, hat den Zahlenwert 20 und kommt von phönikisch "." (Punkt!).

Die Symbolik des Punktes beschäftigte mich schon als ungefähr dreizehnjähriger Knabe. Unser Geometrielehrer erklärte uns nämlich, dass der Punkt keine Ausdehnung habe, weshalb dieser Lehrer im Geometrieunterricht an der Wandtafel nie Punkte zeichnete, sondern kleine Kreise, deren Zentrum diese masse- und raumzeitlosen Punkte markierten.

Wie ich erst viel später in den Schriften von Marie-Louise von Franz las, stellt dieser Kreis um die leere Mitte das urtümlichste Gottesbild dar, welches wir kennen. Mein hilfreiches Pferd Kappa scheint somit einerseits mit einer masse- und raumzeitlosen Welt und andererseits mit dem vorbewusst in uns angelegten, urtümlichen Gottesbild zu tun zu haben. Eben dieses hatte ich aber in meinen im Jahr 1986 abgeschlossenen Gottsuchern beschrieben. Doch hatte ich anschliessend infolge meiner extravertiert orientierten Arbeit den Kontakt zu diesem Gottesbild und seinen synchronistischen Manifestationen verloren, wodurch offensichtlich eine gefährliche Situation entstanden war (Im Märchen darf der Held das hilfreiche Tier nie verlieren, sonst stirbt er).

Ich verstand zwar aufgrund der Assoziation und der Amplifikation den Traum ziemlich genau, wusste aber nicht, worin dieser Verlust des Gottesbildes hätte bestehen können. Zudem blieb die Frage offen, warum mein hilfreiches Tier ausgerechnet "Kappa" heissen sollte, da dieser Buchstabe in der Quantenphysik, die mich derart intensiv beschäftigt hatte, doch nicht vorzukommen schien.

 

2.2. Das zweite Ereignis der Synchronizität

Am Vortag des zweiten Teiles der Synchronizität, des äusseren Ereignisses, beschäftigte ich mich aufgrund eines Traumes von der "Segnung der Zeit" mit dem Phänomen der sogenannten negativen Energie (Energie und Zeit sind in der Physik sogenannte konjugierte Variablen, so dass negative Energie und negative Zeit zusammengehören). Dieses Konzept wurde von Paul Dirac, einem Mitbegründer der Quantenphysik, eingeführt. Paul Dirac versuchte als erster in der nach ihm benannten Gleichung die Einsteinsche Relativitätstheorie mit der Quantenphysik zu vereinigen. Diese (relativistische) Dirac-Gleichung der Quantenphysik, die dieser im Jahr 1928 zur Beschreibung des Elektrons publizierte, besitzt zwei Lösungen für die Energiewerte, eine positive und eine negative. Die positive Lösung passt genau auf das Elektron. In der klassischen Physik hätte man die zweite Lösung als "nichtphysikalisch" einfach vernachlässigt (bzw. postuliert, dass der mathematische Formalismus zu reichhaltig sei). In der Quantenphysik geht dies aber nicht mehr, weil auch für die Energiezustände Quantensprünge möglich sind. Daher musste man auch für die mathematische Lösung mit negativer Energie ein physikalisches Aequivalent finden. Dieses Resultat der Quantenphysik stimmt überein mit einem der wichtigsten Erkenntnisse in meinen Gottsuchern: Aus vorbewusst-archetypischen Gründen muss das Phänomen der Energie aus einer ambivalenten Zweiheit bestehen.

Dirac postulierte daher, dass auch die zweite Lösung ein Elementarteilchen beschreiben muss und nannte es Positron. Es entspricht dem Elektron, besitzt jedoch eine positive elektrische Ladung. Zudem kann es kein gewöhnliches Materieteilchen sein. Dirac erfand daher das Konzept der Antimaterie, eine besondere Art der Materie, die vor allem in den Beschleunigern und Blasenkammern erzeugt wird und in unserem Universum nur sehr kurz überleben kann. Kurze Zeit nach diesem Postulat Diracs entdeckte Anderson tatsächlich das Positron in der kosmischen Strahlung. Seither wurden viele weitere Teilchen der Antimaterie gefunden, und es existieren sogar solche - beispielsweise die Träger der Atomkraft, die Pionen -, welche aus Materie und Antimaterie zusammengesetzt sind.

Um das Phänomen der Antimaterie erklären zu können, musste Dirac allerdings auf eine für einen Physiker geradezu abenteuerliche Hypothese zurückgreifen: Diese Teilchen der Antimaterie sollen aus einem "Meer" unendlich vieler, jedoch physikalisch unbeobachtbarer Elektronen mit negativer Energie entstehen (indem sie beim Übergang in den physikalisch beobachtbaren Zustand des Positrons in diesem "Meer" ein Loch (!) hinterlassen).

Da die Teilchen mit negativer Energie physikalisch unbeobachtbar sind, stellt eine solche Hypothese reinste Metaphysik dar. Da sich der erklärte Atheist Dirac mit dieser metaphysischen Definition von der Empirie der Physik weit entfernte und sich mangels einer physikalischen Erklärungsmöglichkeit in das Feld der religionspsychologischen Spekulation vorwagte, formulierte Wolfgang Pauli für Paul Dirac scherzhaft das als Motto zitierte Paradox: "Es gibt keinen Gott, und Paul Dirac ist sein Prophet!"

[Ergänzung vom 10.5.2002: Ich wusste damals, im Jahr 1994, noch nicht, dass Wolfgang Pauli einige Jahrzehnte nach Diracs Hypothese der Antimaterie jene der psychophysischen Einheitswirklichkeit aufgestellt hatte, einer Welt, die wie das physikalisch unbeobachtbare Diracsche "Meer" der Elektronen mit negativer Energie mit physikalischen Mitteln unbeobachtbar ist, deren spontane Wandlungszustände jedoch in tiefen meditativen Zuständen introvertiert beobachtbar wird. Vgl. dazu Wolfgang Pauli and Parapsychology, part 1 und den darin zitierten Einstein-Traum Paulis, der wesentlich zur Postulierung der Hypothese der psychophysischen Einheitswirklichkeit beigetragen haben dürfte]

Über dieses Phänomen der negativen Energie der Physik und ihre seltsame metaphysische Begründung grübelte ich also am 17. Mai 1988 im Tram auf dem Weg zur Arbeit. Es erstaunte mich, dass die Physik mit Hilfe einer metaphysischen Hypothese die negative Energie in Antimaterie transformiert. Ich fragte mich, ob es nicht besser wäre, bei der negativen Energie und der zugehörigen negativen Zeit (Zeitumkehr, ein Phänomen, welches C.G. Jung in seinen "Erinnerungen" als Eigenschaft der Anima beschreibt) zu bleiben.

Ich dachte eben den Begriff "negative Energie", da fielen meine Augen auf einen Mann auf der Strasse draussen. Er trug einen Trainingsanzug, und auf dessen Hosenstössen stand zwei mal, von oben nach unten, ganz gross das Wort Kappa geschrieben (Die Kleider dieser Firma waren damals in der Schweiz noch nicht allzu verbreitet, daher wusste ich nicht, dass dies der Name einer Sportartikelfirma ist. Den Sportler sah ich an der Haltestelle "Letzigrund". Sie befindet sich beim gleichnamigen Fussball- und Leichtathletik-Stadion in Zürich).

Sofort erinnerte ich mich an meinen Traum vom wiederzufindenden Pferd Kappa, und mir fiel wieder ein, dass ich keine richtige Assoziation gefunden hatte, ausser, dass der griechische Buchstabe Kappa in der Quantenphysik nicht verwendet wird.

Und plötzlich durchzuckte die Idee meinen Kopf: "Das ist es ja eben, Kappa ist die negative Energie, und die hat "nichts mit der Physik zu tun", sie transzendiert diese. Die negative Energie muss man tiefenpsychologisch-psychosomatisch ("Kappa" am Körper des Sportlers!) betrachten. Sie entspricht daher der von C.G. Jung entdeckten objektivpsychischen Energie auf der psychosomatischen Ebene.

 

 

3. Die archetypische Psychosomatik

Mit diesem Gedankenblitz hatte ich den Sinn der Kappa-Synchronizität extrahiert. Die Idee von der tiefenpsychologisch-psychosomatischen Interpretation der negativen Energie verfolgte ich im Verlaufe der letzten sechs Jahre weiter. Dabei sah ich, dass die metaphysische Erklärung der negativen Energie von Paul Dirac äusserst sinnvoll ist, wenn man die Physik transzendiert: In einer psychosomatisch verstandenen Tiefenpsychologie stellt die objektivpsychische Energie (negative Energie der Physik) tatsächlich ein metaphysisches Konzept (es gehört zum neuen Gottesbild) dar, deren Inhalte aber empirisch beobachtbar sind, beispielsweise in den Äusserungen der von mir so genannten Körperzentrierten Visualisierung oder Symptom-Symbol-Transformation.

Diese entspricht einer auf den eigenen Körper ausgedehnten Form der Aktiven Imagination C.G. Jungs, in welcher man das Bewusstsein entleert (das Vakuum des Beschleunigers!) und durch geeignete Übungen in den Solarplexus des vegetativen Nervensystems (die "Blasenkammer") hinuntergelangt.

Auf diese Weise werden aus dem Solarplexus symbolische Bilder des kollektiven Unbewussten befreit. Diese Bilder entstehen physikalisch ausgedrückt aus der negativen Energie und tiefenpsychologisch gesehen als empirisch beobachtbarer Audruck der objektivpsychischen Energie C.G. Jungs, und sie entsprechen den von Dirac postulierten Antimaterieteilchen. Psychosomatisch gesehen entsprechen diese symbolischen Bilder - wahrscheinlich über einen synchronistischen Modus - dem Krankheitssymptom.

Schon deren Wahrnehmung und erst recht deren Deutung mit Hilfe der Assoziation und Amplifikation C.G. Jungs scheint psychisch und physisch heilend zu wirken. Ich nenne diese Forschungsrichtung daher archetypische Psychosomatik. Es ist meine Hoffnung, dass sie eines Tages mit der Psychoneuroimmunologie zusammengebracht werden kann, aus welcher Synthese ausserordentlich fruchtbare Forschungsresultate zu erwarten sind.

Gemäss der Aussage der Kappa-Synchronizität scheint die negative beziehungsweise objektivpsychische Energie auch masse- und raumzeitlos zu sein. Tatsächlich sind diese symbolischen Bilder masselos. Ihr raumzeitloser Aspekt verbindet sie mit der Synchronizität, so dass die obige Vermutung eines synchronistischen Modus zwischen Symptom und Symbol erhärtet wird.

Der raumzeitlose Aspekt würde diese symbolischen Bilder zudem mit den supraluminosen Tachyonen Feinbergs verbinden. Denn jenseits der Lichtgeschwindigkeit lösen sich Raum und Zeit in Nichts auf. Mit Hilfe der Kriterien der archetypischen Psychosomatik formuliert, dürfte es sich beim raumzeitlosen Aspekt der objektivpsychischen Energie um den subtle body handeln, welcher auch "Ewigkeitsleib" (oder "Diamantleib" im Taoismus) genannt wird. Der Aufbau dieses subtle body scheint der heute konstellierten Aufgabe vieler Menschen zu entsprechen.

Die Deutung der Kappa-Synchronizität führte mich zurück zur analytischen Arbeit, nun aber mit einem Schwerpunkt auf der archetypischen Psychosomatik. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die von mir so genannte Symptom-Symbol-Transformation im Solarplexus des vegetativen Nervensystems sich sehr gut für die Behandung von Multiple Sklerose-Patienten und vor allem von HIV-positiven Menschen eignet. Da die AIDS-Forschung an Ort tritt, könnte eine radikal neue Betrachtung dieser Epidemie auf der Grundlage der hier kurz skizzierten Gedanken einen Fortschritt bringen. Meine ersten Schlussfolgerungen über dieses Thema habe ich in einem soeben auf Deutsch erschienenen Buch mit dem Titel Hat AIDS einen Sinn? - Behandlungsmöglichkeiten der HIV-Infektion auf der Grundlage tiefenpsychologischer Imaginationsmethoden dargelegt.

Mit diesen Ausführungen glaube ich, Ihnen veranschaulicht zu haben, wie unter Einbezug des Synchronizitätsphänomens "das Unbewusste aus sich selbst erforscht wird" - eine notwendige Voraussetzung des tiefenpsychologischen Forschungsansatzes, welche C.G. Jung und Marie-Louise von Franz immer und immer wieder betont haben. Dieser bietet derart einigermassen Gewähr dafür, dass das Bewusstsein seine Vorurteile ausschaltet und damit der tatsächliche, von unbewussten Projektionen des forschenden Individuums gereinigte Inhalt des vorbewussten oder absoluten Wissen der objektiven Psyche ans Tageslicht befördert wird.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Horgen (CH), 8.94

[Ergänzung vom 4.12.2003: Meine weiteren Forschungen haben mich inzwischen zur Auffassung geführt, dass die negative Energie der Quantenphysik ein noch tieferes Prinzip als die objektivpsychische Energie C.G. Jungs darstellt. Während letztere in einer symbolischen Sprache als "inneres yang" bezeichnet werden kann, das das "äussere yang", d.h. die physikalische Energie ergänzt, müssen wir das Prinzip der negativen Energie als "yin" ansehen. Dieses Prinzip gilt jenseits der Unterscheidung in Innen und Aussen, in Tiefenpsychologie und Physik, in Psyche und Materie. Es entspricht dem energetischen Prinzip, das die Alchemie des Mittelalters und der Frührenaissance die anima mundi, die Weltseele genannt hat. Hintergrund dieser psychophysischen energetischen Prozesse dürfte zudem die von Wolfgang Pauli gesuchte psychophysische Einheitswirklichkeit sein, die C.G. Jung in Anlehnung an den Alchemisten Gerardus Dorneus den unus mundus genannt hat. ] 


Vgl. auch die weiteren Artikel in

http://www.psychovision.ch/synw/synfrsch.htm 

Homepage Remo F. Roth 

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10.5.2002