Remo F. Roth

Dr. oec. publ., Ph.D.

dipl. analyt. Psychologe (M.-L. v. Franz)

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[wichtige Ergänzung vom 7.7.2003 s. am Schluss]

[Erweiterter Ausschnitt aus einem Vortrag bei der Parapsychologischen Gesellschaft der Schweiz im Jahr 1997]

 

Die alchemistische Weltseele,

das kollektive Unbewusste C.G. Jungs und

die Konzepte der modernen Physik

 

Die alchemistische Weltseele besitzt einige Eigenschaften, die sie überraschenderweise gewissen zentralen Konzepten der modernen Physik annähert. Es besteht daher eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass die Quanten- und die Astrophysik bei ihrer Absicht, in das "kleiner als klein und grösser als gross" - eine mystische Umschreibung des Göttlichen - einzudringen, letztlich auf einer höheren erkenntnistheoretischen Stufe die göttliche Weltseele der mittelalterlichen Alchemisten wieder findet. Um deren Eigenschaften etwas zu ordnen, habe ich diese in sechs Kategorien gegliedert:

 

A) Religionspsychologische Aspekte

Die Weltseele ist co-aetern (gleich ewig) mit dem christlichen Gott und daher ein increatum (ein Ungeschaffenes). Dies heisst speziell, dass sie ein dem christlich-männlichen Gott ebenbürtiges weiblich-göttliches Prinzip darstellt. Sie findet sich im alten Testament als Sophia oder Sapientia Dei, in der Kabbalah erscheint sie als die sogenannte Schechina, welche jedoch ins Exil verbannt wurde. Im Katholizismus besitzt die Gottesmutter Maria gewisse Eigenschaften der Weltseele, kann deren umfassendes Wesen allerdings bei weitem nicht ausfüllen. Im Hinduismus erscheint sie als der weibliche Aspekt der Trimurti (Trinität) Brahma, Vishnu und Shiva, als deren Shakti.

 

B) Naturphilosophische Aspekte

Aus naturphilosophischer Sicht gesehen, entspricht die anima mundi dem Geist oder der Seele der Materie. Sie ist der "Stein, der einen Geist hat", bildet somit eine animistische Auffassung der Materie. Diese Eigenschaft wurde auch im Bild von der den Weltkörper umfassenden psychischen Hülle ausgedrückt, was bedeutet, dass die Weltseele den Weltkörper in sich trägt. Derart stellt sie die Lebensenergie sowohl des Makrokosmos (des Universums), aber auch des Mikrokosmos (des Menschen) dar. Letzterer entspricht der von mir so genannten Körperseele, der nur durch imaginative und meditative Techniken erfahrbaren "Innenansicht des Körpers". In einer modernen Sprache würden wir sagen, dass sie ein negentropisches (aufbauendes, höhere Ordnung schaffendes) Prinzip darstellt, das der physikalischen Entropie entgegengesetzt ist. So steht sie auch hinter den Leben aufbauenden und heilenden Kräften im Menschen.

Von ihrer Wirkung her ist die Tatsache von Bedeutung, dass sie im Moment der Zerteilung der prima materia das Chaos erzeugt, um daraus eine neue Ordnung aufzubauen. Weiter ist sie durch ihre Raum- und Zeitlosigkeit charakterisiert. Sie entspricht dem Prinzip der creatio continua, einem schöpferischen Prinzip, welches das Postulat der einmaligen Schöpfung der Welt des christlich-jüdischen Gottes (creatio ex nihilo) kompensiert und ergänzt. In einer modernen naturwissenschaftlichen Terminologie ausgedrückt, entspricht sie somit den Prinzipien der Ursachelosigkeit (Akausalität), der jederzeit möglichen (!) spontanten Neuschöpfung aus dem Nichts und dem Prinzip der Nichtlokalität der Quantenphysik.

 

C) Energetische Aspekte

Unter einem energetischen Gesichtspunkt betrachtet, stellt die Weltseele den Motor dar, der die Welt und das Leben antreibt. Dieser Motor wird jedoch von einer ambivalenten Energie gespiesen. In einer modernen tiefenpsychologischen Deutung entspricht diese Energie der physikalischen einerseits, der von Jung in die Wissenschaft eingeführten objektivpsychischen Energie andererseits 

[Korrektur vom 7.7.2003: Die objektivpsychische Energie C.G. Jungs entspricht dem inneren Aspekt der physikalischen Energie. Beide gehören im taoistischen Sinn zum Yang. Die Weltseele (und auch die introvertiert erfahrbare Körper-Seele) entsprechen dem taoistischen Yin-Prinzip. S. dazu Die mystische Hochzeit...]. 

Die Weltseele erinnert erstaunlicherweise an Einsteins modernes Konzept, da sie gleichermassen Energie wie Materie darstellt. In beiden Formen, als Materie oder als Energie, ist sie allesdurchdringend und erinnert so an das Neutrino und das Antineutrino Wolfgang Paulis und an die radioaktive Betastrahlung.

 

D) Geometrische und räumliche Aspekte

Wie das Siegel Salomos, das Wahrzeichen der Alchemie, ist die Weltseele spiegelbildlich und durch eine ausgesprochene Zweiheit und Ambivalenz charakterisiert. Dieses schillernde Wesen der Weltseele entspricht ihrem Zustand vor der Erlösung durch den Menschen (s. dazu unten). In einer modernen physikalischen Terminologie erinnert diese Ambivalenz an das Phänomen der Oszillation. Eben diese steht aber hinter der quantenphysikalischen Vakuumsenergie, denn dieses Vakuum wird mit Hilfe des mathematischen Formalismus eines Feldes von unendlich vielen harmonischen Oszillatoren beschrieben. Dieser Zustand vor der Erlösung der Weltseele findet sich aber auch in den modernen Spekulationen um die Neutrinomasse, wird doch zu deren (indirektem) Nachweis das Phänomen der Oszillation zwischen den drei möglichen Zuständen des Neutrinos (Elektron-, Myon- und Tau-Neutrino) verwendet.

Die herausragendste geometrische Eigenschaft der alchemistischen Weltseele ist ihre Rundheit. Deshalb wird sie auch das rotundum genannt. Sie erscheint als Kugel, Kreis, Rad, Scheibe, Ikosaeder oder als das durch die natürliche Teilung des Kreises (Hexagon!) definierte Siegel Salomos, welches seinerseits das Ziel des alchemistischen Opus darstellt. In der modernen Physik kehrt eben dieses Siegel Salomos als das so genannte Quark-Antiquark-Sextett der ersten drei Quarks und Antiquarks auf dem Hintergrund der zwei internen Quantenzahlen Isospin und Seltsamkeit wieder (vgl. dazu Synchronicity Quest - The Common Depthpsychological Background of Alchemy, Christian Mysticism and Quantum Physics).

Alchemistisch gesehen ist die Rundheit identisch mit dem Begriff des "Wassers" , welches seinerseits den himmlischen oder göttlichen "Geist" enthält. Wenn dieses himmlische Wasser vom Geist belebt wird, gerät es in kreisende Bewegung, und daraus entsteht die vollkommene Kreisform der anima mundi. Mit der Rundheit verbunden ist daher einer der wichtigsten Aspekte der Weltseele: die Rotation. Diese wird aber erst erreicht, wenn eine Vereinigung des Männlichen (Geist) mit dem Weiblichen (Wasser) stattgefunden hat.

 

E) Aspekte der Ambivalenz und der Zweiheit

Diese letzteren Aspekte führen uns zu den Eigenschaften der Ambivalenz und Zweiheit. Ihre Ambivalenz zeigt sich darin, dass sie einerseits das Erlösende, Ordnende, andererseits aber zugleich das Zerstörende und Chaos Bringende darstellt. Sie ist sichtbar und unsichtbar und kann zwischen diesen beiden Zuständen hin- und herwechseln. Sie ist Feuer und Wasser, daher auch die Vereinigung dieser Gegensätze, das heisst, das Siegel Salomos. Weiter ist sie sowohl zerteilt als auch unzerteilt, ja sie ist gleichzeitig physisch und psychisch, Geist-Seele und Materie und derart auch keines von beidem sondern ein Drittes, das in der Vorstellung des Mittelalters dem hinter der Spaltung von Physis und Psyche liegenden unus mundus, der potentiellen Welt vor der Schöpfung, entspricht.

 

F) Die Weltseele und das kollektive Unbewusste C.G. Jungs: 

Viele der obigen Eigenschaften der alchemistischen Weltseele charakterisieren auch das von C.G. Jung entdeckte Prinzip des kollektiven Unbewussten oder der objektiven Psyche. Mit diesem kosmisch-psychischen Prinzip hat er daher wesentliche Aspekte der mittelalterlichen Weltseele wiederentdeckt, die seit Descartes aus der Wissenschaft verbannt worden ist.

[Korrektur vom 7.7.2003: Die Weltseele gehört zum Reich des kollektiven Eros und bildet so den Gegenpart zu Jungs Selbst, dem Zentrum der Welt des kollektiven Logos (des kollektiven Unbewussten)]

Das von C.G. Jung postulierte Phänomen der Synchronizität hat ihn in seinen späten Jahren zur Erkenntnis geführt, dass das von ihm vorerst rein psychisch definierte kollektive Unbewusste in seinen tiefsten Schichten in die Materie hinüberreicht. Er nannte diese Eigenschaft den psychoiden Aspekt des kollektiven Unbewussten, und setzte letzteres in seinem Spätwerk dem unus mundus und dessen energetischem Aspekt, der anima mundi, gleich. Dies impliziert die ausserordentlich wichtige Tatsache, dass die tiefste Schicht des kollektiven Unbewussten sowohl psychisch als auch physisch ist, ja dass diese sogar eine Vereinigung von Psyche und Materie darstellt.

 

G) Die Erlösung der Weltseele:

Die Weltseele bringt einerseits die Erlösung, andererseits ist sie selbst erlösungsbedürftig. Die Alchemisten beschreiben dieses Paradox, indem sie das rotundum, das heisst die Weltseele, einerseits als Lösungsmittel (als "Wasser" und "Feuer" ist sie Lösungsmittel, das heisst "Erlösung"), andererseits als das zu Lösende (als Stein, Metall, "Erde" ist sie das zu Lösende, das heisst das zu Erlösende) darstellen.

Die anima mundi schläft in der Materie. Sie sehnt sich als göttliche Geliebte nach dem Menschen, der sie aus der mater materia erlösen soll. Die erlöste und befreite Weltseele wird mit Hilfe des Symbols der Rotation dargestellt. Wie wir oben gesehen haben, wird im Gegensatz dazu der Zustand der Unerlöstheit durch die Eigenschaft der ambivalenten Zweiheit, mit Hilfe der Oszillation, umschrieben.

Wenn die Menschheit vor die schicksalshafte Aufgabe gestellt ist, die Weltseele aus der Materie oder aus dem menschlichen Körper zu erlösen, wird sie vorerst vom Aspekt der ambivalenten Zweiheit der Weltseele fasziniert sein. In der Quantenphysik setzte sich diese unbewusste Faszination insofern durch, als sie die Oszillation als dominantes Prinzip zur Erklärung ihrer Phänomene auswählte. Wie wir gesehen haben, geschah dies in der Wahl des mathematischen Formalismus des harmonischen Oszillators als Grundlage der sogenannten Vakuumproduktion von Elementarteilchen, einem der zentralen Prozesse. Und auch das Wesen des äusserst geheimnisvollen, von Wolfgang Pauli erfundenen Neutrinos (bzw. Antineutrinos) wird eben mit diesem Begriff umschrieben.

Es verwundert daher nicht, dass Pauli vom Phänomen der Oszillation geradezu verfolgt wurde. Er hatte ja selbst das oszillierende Neutrino in die Welt gesetzt, das in einer tiefenpsychologischen Terminologie der Konstellation der Erlösung der Weltseele aus der Materie entspricht. Ein wesentlicher Teil seiner Korrespondenz mit C.G. Jung wird daher von diesem Thema beherrscht.

Das Ziel, die Erlösung der Weltseele, wird in der Alchemie auch dargestellt als die sogenannte coniunctio, die Vereinigung des weiblich-göttlichen mit dem männlich-göttlichen Prinzip. In ihr wird der Zweiheitsaspekt, die Oszillation, in den Einheitsaspekt der Weltseele übergeführt. Dieser Zustand wird dargestellt durch die Rotation. Diese Rotation muss man sich dabei als rechtshändig vorstellen, denn die Weltseele sitzt auch am Nordpol und ist derart mit der rechtsläufigen Rotation der Erde verbunden. Diese erinnert spontan an den rechtsläufigen Spin des Antineutrinos und die damit verbundene, im Jahr 1956 entdeckte Paritätsverletzung, die Pauli derart tief erschütterte, dass er zwei Jahre danach völlig überraschend starb.

Wenn die coniunctio, die Vereinigung des Männlich-Göttlichen mit dem Weiblich-Göttlichen, erreicht ist, findet ein so genannter Austausch der Attribute statt: Physisches wird psychisch und gleichzeitig wird Psychisches physisch. Dieser letztere Prozess wird auch dargestellt durch den Umstand, dass die Weltseele sich vom Kreis in das Quadrat, von der Kugel in den Kubus entwickeln will. Sie symbolisiert daher auch die Lösung des uralten Problems der Quadratur des Zirkels.

[Anm.: Um den Kreis zu quadrieren, muss er vorerst definiert sein. In der Alchemie definiert er, zusammen mit dem eingeschriebenen Siegel Salomos (Davidstern), das Opus an sich (Jung, GW 12, S. 363; vgl. auch Synchronicity Quest), modern ausgedrückt: den Individuationsprozess. Dieses Symbol fehlt jedoch bei den modernen Jungianern, weshalb es ihnen nie gelingen wird, das Quadrat und damit die Quaternität - alchemistisch ausgedrückt: das Lebenselixier - wirklich zu erreichen! Sie werden daher weiterhin "Quaternitäten im Himmel aufhängen" (W. Pauli, z.B. in einem Brief vom 27.2.53; vgl. dazu Wolfgang Paulis psychophysischer Monismus...)]

Die Erlösung der Weltseele aus der Materie kann daher - abstrakt gesehen - als der Prozess der Überführung der Oszillation in die rechtsläufige Rotation dargestellt werden. Dieser Prozess ist heute konstelliert. Weder die Physik, die im Begriff der Neutrino-Oszillation stecken geblieben ist, noch die Tiefenpsychologie C.G. Jungs mit ihrer Symbolik des ambivalenten Mercurius der Alchemie (= Oszillation!) haben dieses Ziel der Rotation der Weltseele - alchemistisch: die rotatio des rotundum - erreicht. Es wird einer zukünftigen Wissenschaft vorbehalten bleiben, diesen Prozess der Transformation der Oszillation in die Rotation als empirischen Prozess zu beschreiben. Dies dürfte nur gelingen, wenn dieser Prozess in das eigene Innere hinein genommen wird, da nur dort der hauchkörperartige Aspekt des physischen Körpers erlebt und so die physische in die psychische Energie umgewandelt werden kann. Eine solche Wissenschaft, die nicht wie die modernen Jungianer "Quaternitäten im Himmel aufhängt" (W. Pauli), sondern die Erlösung (!) der Weltseele aus der "mater materia" oder aus dem eigenen Körper sucht, würde zugleich einer Vereinigung der Tiefenpsychologie mit der Physik, aber ebenso mit der Parapsychologie und der Biologie entsprechen. Eine solche "Hintergrundsphysik" hat sich Wolfgang Pauli gewünscht, wie viele Stellen in seinem Briefwechsel nachweisen.

Es ist daher Marie-Louise von Franz beizupflichten, wenn sie in einer der letzten gedruckten Äusserungen vor ihrem Tod (Atmanspacher et al., ed.: Der Pauli-Jung-Dialog, 1995, S. 332) feststellt, dass "die von Carl Gustav Jung vorgeschlagene Sicht der Existenz eine totale Umstellung des Bewusstseins und unserer ganzen Weltsicht impliziert und dass man darum Jungs neues Paradigma nicht nur so nebenbei in dem bisherigen Wissenschaftsbetrieb auch noch mitlaufen lassen kann."

Die Forderung nach einer "totalen Umstellung des Bewusstseins und unserer ganzen Weltsicht" impliziert meines Erachtens auch, dass wir uns auf dem Hintergrund der Entdeckungen C.G. Jungs und der erhaltenen Träume Wolfgang Paulis mit der immer drängender werden UFO-Phänomenologie auseinander setzen. Diesem Anliegen, das leider von der etablierten Wissenschaft kaum zur Kenntnis genommen wird, dient meine WebSite UFO. Ein möglicher Zusammenhang mit einem inneren Prozess, mit der introvertierten Erlösung der Weltseele aus dem eigenen Körper, wird in Das UFO trägst du in deinem Bauch beschrieben.


Anmerkung vom 7.7. 2003:

Als ich die obige Charakterisierung der Weltseele im Jahre 1997 schrieb, unterschied ich noch nicht zwischen dem Zentrum des kollektiven Unbewussten, dem Selbst C.G. Jungs, und der Weltseele. Heute weiss ich hingegen, dass hinter dem kollektiven Unbewussten eine weitere Schicht kommt, die sich grundsätzlich davon unterscheidet. Während erstere dem Prinzip des Logos zugeordnet werden kann, gehört letztere zur Welt des Eros im weitesten Sinn des Wortes. Es ist diese Welt des Eros, in der die Weltseele (und auch die dazu parallele Körper-Seele) herrscht. Ich nenne daher Jungs Zentrum das Logos-Selbst, jenes der Weltseele (anima mundi) das Eros-Selbst.

Wir müssen somit auch zwischen den Äusserungen aus der Welt des Selbst C.G. Jungs und jenen aus dem Reich der Weltseele unterscheiden. Gewöhnliche Träume, auch archetypische, erscheinen uns aus der Welt des kollektiven Unbewussten, ebenso das oben erwähnte "vorbewusste" oder "absolute Wissen". Jungs Begriff der Synchronizität gehört ebenfalls zu diesem Bereich. Dabei grenze ich diese, wie Jung, auf die telepathischen Phänomene ein, klammere also ausdrücklich die psychokinetischen Ereignisse, wie etwa den berühmten Pauli-Effekt aus.

Immer mehr erleben heutige Menschen jedoch Träume, die sie als "viel körperlicher", oder "viel realer" als gewöhnliche (auch archetypische) Träume schildern. Des öfteren sind diese verbunden mit psychokinetischen Phänomenen, mit so genannten Entführungen in UFOs (abductions) oder out-of-body-Phänomenen (OBE). Es sind eben diese Phänomene, die aufgrund der Theorie C.G. Jungs nicht mehr erklärt werden können, da in ihnen ein offensichtlicher Austausch zwischen physischer beziehungsweise physikalischer Energie einerseits und psychischer Energie - letztere auch im Sinne des Englischen Ausdrucks "psychic", das heisst, im parapsychologischen Sinn verstanden - stattfindet. Eben einen solchen Energieaustausch haben jedoch sowohl C.G. Jung als auch Wolfgang Pauli strikte abgelehnt, ersterer weil er die Psyche als ein in sich geschlossenes System betrachtete, letzterer aufgrund des Dogmas des Energieerhaltungssatzes, der eine solche Transformation verbietet.

Dieser Energieaustausch zwischen physischer und psychischer Energie (letztere im Sinne des englischen Ausdrucks gemeint; ich nenne sie auch psychophysisch) bildet die Grundlage jener Phänomene, die ich der Schicht der Weltseele zuordne. Trotz ihrer oben erwähnten Ablehnung des Energieaustausches zwischen der Welt des kollektiven Logos und jener des kollektiven Eros, haben sowohl Wolfgang Pauli als auch C.G. Jung nach einer Vereinigung gesucht. Pauli nannte diese letzte Schicht die psychophysische Einheitswirklichkeit, C.G. Jung entlehnte dafür den Begriff des Alchemisten und Paracelsusschülers Gerardus Dorneus, den unus mundus, die Eine Welt. In ihr sind alle Unterschiede zwischen Innen und Aussen, zwischen Psyche und Physis, zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos aufgehoben. 

In der mittelalterlichen Alchemie wurde dieser Energieaustausch als der so genannte Austausch der Attribute erklärt. In ihm wird das männliche Prinzip, der Logos, zum Weiblichen, zum Eros, et vice versa. Dieser Austausch der Attribute geschieht in der so genannten coniunctio, der mystischen Hochzeit zwischen dem männlich-göttlichen und dem weiblich-göttlichen Prinzip (s. dazu Der Archetypus der mystischen Hochzeit). Es ist denn auch dieses Prinzip der Vereinigung, das den Eros-Bereich des Unbewussten charakterisiert, im Gegensatz zum Prinzip der Unterscheidung des Logos.

Während die jüdisch-christliche Genesis, die Weltschöpfung am Anfang der Zeit, dem Prinzip des Logos folgte und daher von einer Unterscheidung geprägt ist (vgl. den Beginn des Alten Testamentes), wachsen wir langsam in eine Zeit hinein, in der sich der Beginn einer neuen Inkarnation abzeichnet, die dem Prinzip des Eros, der Vereinigung des Getrennten, entspricht. Die damit verbundene gewaltige kulturelle Revolution wird die Menschheit in der nächsten Zeit bewältigen müssen, will sie nicht in einem atomaren Weltkrieg, in zerstörerischen Aktionen der UFOnauten oder in der von Marie-Louise von Franz vermuteten "Rache der Mutter Erde" untergehen.


siehe auch die weiteren Artikel über Wolfgang Pauli in:

http://www.psychovision.ch/synw/synfrsch.htm

Homepage Remo F. Roth

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