Praxis für Alternative Psychosomatik und Traumdeutung, Dr. Remo F. Roth, CH-8000 Zürich

Remo F. Roth

Dr. oec. publ., Ph.D.

dipl. analyt. Psychologe (M.-L. v. Franz)

© copyright 2001 by Pro Litteris, Zürich



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P S Y C H O V I S I O N

ARCHETYPISCHE PSYCHOSOMATIK  



Beispiel einer Angst-Visualisierung

HTML-IconMeine Klientin leidet an einer unheilbaren Krankheit. Sie kommt mit Kopfweh und Schwindel in meine Praxis. Vor allem aber hat sie Angst - Todesangst. Also schlage ich ihr vor, diese Angst mit Hilfe der von mir entwickelten Symptom-Symbol-Transformation TM oder Körperzentrierten Imagination TM zu bearbeiten.





Symptom-Symbol-Transformation:

XY: Mein Kopf lastet schwer auf dem Nacken. Der Nacken gibt mir einerseits Sicherheit, es macht ihm nichts aus, dass der Kopf so schwer ist, andererseits spüre ich dort viel (warme) Energie, die nicht dorhin gehört. Ich spüre auch die Empfindung des "Kuhnagelns".

Erläuterung von RFR: Der Körper meiner Klientin schildert einen Konflikt, eine Gegensatzspannung, zu der psychologisch gesehen eine meist unbewusste "Angst im Nacken" gehört. Hier kann sie diese Angst beziehungsweise das dazugehörige Symptom zulassen und sie beschreiben.

Mit Hilfe einer imaginativen Initialvisualisierung, die die Symptom-Symbol-Transformation TM einleitet, versuchen wir, dieses Symptom im Bauch zu sehen und zu erleben.

XY: Ich spüre ein Übelkeitsgefühl im Bauch, es wird mir schwarz vor den Augen, meine Knie zittern. Es ist ein Gefühl der Bodenlosigkeit. Ich falle, falle, falle. Ich habe Angst, den Kopf zu verlieren und damit auch die Kontrolle über mich selbst.

Erläuterung von RFR: Die Todesangst hat also damit zu tun, "den Kopf zu verlieren", das heisst offensichtlich, die Kontrolle zu verlieren und in diese Bodenlosigkeit zu fallen.

XY: Nun spüre ich einen intensiven Gegensatz, eine Spannung zwischen dem Kopf und Nacken einerseits und dem Bauch andererseits. Ich habe das Bedürfnis, die Hände über dem Kopf zu falten, um die Energie hinunter zu drücken (sie faltet die Hände über dem Kopf).

Erläuterung von RFR: Damit hat meine Klientin spontan und aus sich selbst heraus das Mittel gefunden, um die Gegensatzspannung zu lösen. Eben dieser Schritt ist ausserordentlich wichtig, einerseits weil so ein "Ritus des Übergangs" gefunden wird, andererseits weil die Klientin mit Hilfe dieses Hörens auf die "Innenansicht des Körpers" einen Weg gefunden hat, Ihre Angstproblematik aus sich selbst heraus und unabhängig vom Einfluss eines Therapeuten anzupacken. Sie ist also nicht mehr auf oft gut gemeinte, des öfteren aber destruktiv wirkende Ratschläge eines professionellen Helfers oder "Heilers" angewiesen, sondern sie ist daran, diesen in sich selbst zu entdecken! Schon Paracelsus kannte und unterstützte diesen inneren Arzt in seinen Patienten, den er Archaeus nannte und in der Magengegend (Solarplexus; manipura-Chakra des Tantrismus) vermutete.

XY (nach einer Weile): Ich spüre, wie die Energie vom Kopf in den Bauch und in die Beine fliesst. Es sind zwei "Energiebänder", die sich seltsamerweise ungefähr zwei Fingerbreit über dem Bauchnabel kreuzen und so einen Knoten bilden.

Erläuterung von RFR: Das erinnert sofort an die Chakras des Tantrismus, die ebenfalls als solche Knoten dargestellt werden, in denen sich die zwei Energieströme ida und pingala überkreuzen (vgl. dazu Anordnung der Chakras im Körper bzw. Bilder aus dem Bauch: Tantrismus und a rchetypische Psychosomatik rchetypische Psychosomatik ). Der Unterschied zum Tantrismus besteht aber darin, dass wir hier ohne irgendwelche theoretische Vorstellungen von einem Symptom ausgehen und die individuelle Symbolik sich entwickeln lassen, so dass das Ganze eine tief emotionale Erfahrung wird (s.u.) und nicht einfach eine intellektuelle Einsicht bleibt. Zu diesem wichtigen Unterschied s. Neo-Tantrismus und Visualisierung - Nachahmung des östlichen oder kreativer Neubeginn auf dem westlichen Weg?

XY: Plötzlich (und ohne mein Dazutun) verändert sich nun das Ganze: Ich spüre und sehe nun im Bauch einen breitflächigen Wasserfall, dessen Wasser über einen Felsen hinunter fliesst. Nun bekomme ich grosse Angst, dass mein Kopf tatsächlich völlig verschwindet. Dies ist mir unheimlich....! Doch plötzlich sehe ich, dass sich auf diese Art und Weise neue Welten auftun. Ich spüre mich nun auf den Unterbauch zentriert, ich bin sozusagen in meinem Unterbauch, mein Bewusstsein ist dort unten.....!!! Ein Gefühl und eine Körperempfindung, die ich noch nie gehabt habe....! Sensationell!

Erläuterung von RFR: Mit dieser Entwicklung war ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Dieses Gefühl, diese Körperempfindung, dass das Bewusstsein nicht mehr im Kopf lokalisiert ist ("mein Kopf völlig verschwindet"), sondern im so genannten svadhisthana-Chakra (s. a. Die Chakras des Tantrismus ) im Unterbauch, bewirkte den Anfang vom Ende der Todesangst (s.u.).

Wenn einmal diese Phase erreicht ist, ist es relativ leicht, die weitere Entwicklung zu beobachten. Dabei ist es ganz wichtig, dass das Bewusstsein nicht eingreift, sondern einfach zuschaut und geschehen lässt.

XY: Der Wasserfall entwickelt sich weiter. Seine Bewegung wandelt sich nun in eine sternförmige. Er wird nun zu einem Wasserfall, dessen Wasser sich von einem Zentrum im Unterbauch aus nach allen Seiten nach unten bewegt.

XY (nach einer Weile des Schweigens, in der man aber von aussen sieht, dass das Geschehen sie tief bewegt): Nun kommt eine erneute Wandlung: Das Wasser bildet nun eine Herz-Form, ähnlich wie die Formen für die "Weihnachtsguetzli". Ich sehe diese Form, ungefähr 10 cm breit und einige cm hoch. Dann verschiebt sich diese plötzlich und völlig überraschend noch weiter nach unten.

XY: Und nun spüre ich ein wohliges, äusserst angenehmes Gefühl. Ich fühle mich aufgehoben in etwas Grösserem, sicher und zentriert, und ich habe das Gefühl, dass mir in diesem Zustand überhaupt nichts Negatives passieren kann.

Erläuterung von RFR: Die Todesangst, die Angst, in das Bodenlose zu fallen, hat sich in das Gefühl des Aufgehobenseins im "inneren Zentrum" im Bauch transformiert. Und zwar ohne dass wir die Herkunft der Angst "analysiert" (= "zerlegt") hätten, sondern indem wir ihr einfach die Gelegenheit boten, sich synthetisch in etwas Positives, Zukunftsgerichtetes zu wandeln. Es taucht das Herz auf, das Symbol des Eros im weitesten Sinn. Meine Klientin hat zum ersten Mal erlebt, was es heisst, aus der Welt des Logos auszusteigen und in jene des introvertierten Eros (Beziehung zur "Innenansicht" des eigenen Körpers ) hinein zu finden (zu den beiden Begriffen Logos und Eros s. Paracelsus und das erneuerte Gottesbild ).

KopfloserIm Mittelalter kannte man die Gestalt des Akephalos, des Kopflosen. Er wird auch "Bauchgesicht" genannt. Ihm wird nachgesagt, dass er eine besondere Beziehung zum Jenseits besitze. Eben dieses "Jenseits", das der von mir postulierten "Innenansicht" des Körpers entspricht (physischer Aspekt des kollektiven Unbewussten C.G. Jungs) erleben wir im Bauch. Die therapeutische Erfahrung zeigt, dass mit dessen Hilfe neue Energien freigesetzt werden können und dass diese wie ein "Lebenselixier", das heisst, im Fall von Krankheit aufbauend, ordnend (negentropisch) und heilend wirken.

Auch meine Klientin bekam neue Energien, um Neues anzupacken. Die Angst hatte sich also sozusagen als der Motor für ein zukünftiges sinnvolles Leben erwiesen. Die mittelalterlichen Alchemisten drückten das mit folgendem lateinischen Spruch aus: In stercore invenitur (im Dreck wird es gefunden). Die hier angewandte, von mir so genannte Symptom-Symbol-Transformation TM betrachte ich daher als eine moderne Form der "inneren Alchemie" des Paracelsus (s. dazu das 5. Kapitel von Hat AIDS einen Sinn? ) .

 

Siehe auch Beispiel einer Visualisierung über Extrasystolen des Herzens

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